Sehr geehrter Herr Gauck,
Ihr Antwortschreiben vom 21. September 2015 auf meine Anfrage haben Sie genutzt bzw. mißbraucht, um wieder einmal über die Deutsche Wehrmacht herzuziehen. Ihr Verhalten als oberster Repräsentant der BRD, das jeden Deutschen betrifft, finde ich derart ungehörig, sodaß ich damit an die Öffentlichkeit gehe.
Statt als Anwalt für Deutschland aufzutreten, wie es Ihre Aufgabe wäre, klagen Sie bei jeder Gelegenheit, ob zuhause oder auf Reisen, öffentlich oder im persönlichen Schriftverkehr, unsere ehemaligen Soldaten an, von denen die meisten sich nicht mehr wehren können, weil sie entweder den Krieg überlebt und bereits gestorben oder für Deutschland gefallen sind, oder aber nach dem Krieg von den Siegermächten z. B. auf den Rheinwiesen und im Gulag viehisch ermordet wurden. Und da wagen Sie es, von „menschenverachtendem Umgang mit sowjetischen Kriegsgefangenen“ und „Humanitätsverlust“, der „vor der deutschen Wehrmacht nicht halt machte“, zu schreiben?! Da wurden hunderttausende von deutschen Frauen von einer entmenschten Soldateska der Roten Armee vergewaltigt, und Sie moralisieren von „unmenschlicher Behandlung“, die von Deutschen an sowjetischen Kriegsgefangenen angeblich verübt wurde?! Da verbrannten die alliierten Kriegsverbrecher Millionen von Zivilisten, Frauen und Kindern mittels Phosphorbomben in Dresden und allen deutschen Städten und pulverisierten Hiroshima und Nagasaki mit Atombomben, und Sie beklagen, daß die „Regeln des Kriegsvölkerrechts“ und „die Gebote der Menschlichkeit“ von deutschen Soldaten nicht eingehalten wurden. Gehts noch toller? Der als Geschichtsfälscher entlarvte Jan Philipp Reemtsma, der über ein riesiges Vermögen verfügt, das sein Vater unter Hitler mittels Zigaretten-Industrie angehäuft hatte, mußte seine verlogene Anti-Wehrmachts-Ausstellung schon vor Jahren zurückziehen; wollen Sie diese auf Ihre Weise nun weiterführen? Haben Sie vergessen, was Sie 2006, als Sie von der Robert- Bosch-Stiftung eingeladen waren, auf die Frage: „Welche Erinnerungen braucht Europa?“,antworteten? Sie sagten völlig zu Recht: „In den letzten Jahren ist in Deutschland ein lange vernachlässigtes Erinnerungsgut wieder aufgetaucht: Deutsche als Opfer. Nach jahrzehntelanger Bearbeitung der deutschen Schuld in vielen Facetten tauchten Bombenkriegsopfer, Flüchtlinge und Vertriebene wieder auf. Reflexartig wurde auch bei dieser Entwicklung die Warnung vor einer Relativierung deutscher Schuld vorgebracht, für mich eine überflüssige Sorge. (…) Vielmehr dürfen wir es als ein Zeichen geistiger Gesundung sehen, daß wieder Unterscheidungen, Differenzierungen im öffentlichen Bewußtsein möglich werden, die dem einst erlebten Leben und dem Leiden von einst gerecht werden.“ Aber als Sie diese gerechten und anständigen Ansichten gegenüber dem eigenen Volk walten ließen, da waren Sie ja noch nicht Bundespräsident; jetzt, da Sie es sind, wollen Sie vom erlebten Leben und Leiden unseres deutschen Volkes und von einer geistigen Gesundung nichts mehr wissen, verdrehen Tatsachen stets zulasten Deutschlands und dreschen verbal unablässig auf unser Volk ein.
Haben Sie auch vergessen, was Sie einst in Ihrer Autobiographie „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“ schrieben? Da berichteten Sie, was Ihre Mutter bei einem Bombenhagel der Alliierten in Gdingen zu leiden hatte, bei dem „das Krankenhaus vernichtet worden ist und ein Lazarettschiff. Außerdem hat ein Splittergraben mit vielen Kindern aus dem Krankenhaus einen Volltreffer bekommen.“ Sie schilderten, wie sich mehrere Bürger Ihres Heimatdorfes Wustrow „unmittelbar vor dem Einmarsch der Sowjets“ umbrachten. Sie bemerkten, wie seitens der Besatzer „requiriert und geklaut“ wurde. Von den Vergewaltigungen und willkürlichen Verhaftungen haben Sie, damals fünf Jahre alt, erst später erfahren. Sie berichteten auch von den Leiden, die Ihrem Vater durch die Sowjets zugefügt wurden: Im Sommer 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, wurde er am 27. Juli 1951 von den Sowjets „abgeholt“ – wie viele andere „mecklenburgische Menschen“ vor ihm, von denen Sie eine ganze Reihe aufzählten: „Wohl 40.000 bis 50.000 Menschen sind durch die sowjetischen Militärtribunale verurteilt worden, sogar noch nach dem 7. Oktober 1949, als Rechtsprechung und Strafvollzug im Prinzip bereits an die neu gegründete DDR übergeben worden waren. Mein Vater erhielt zweimal 25 Jahre.“ Die ersten wegen angeblicher Spionage, die zweiten wegen „antisowjetischer Hetze“. „Mein Vater kam in das südliche Sibirien.“ Damals, Herr Gauck, haben Sie die Unmenschlichkeit gegenüber unserem Volk, einschließlich Ihres Vaters, dankenswerterweise nie verheimlicht: „Schweigen wäre mir wie Verrat vorgekommen. Mitunter habe ich auf sein Schicksal sogar anklagend verwiesen. Wenn in den Schulstunden Lieder und Parolen allzu verlogen waren (…), dann wurden Wut und Empörung in mir übermächtig. Ein oder zweimal verlor ich sogar die Beherrschung , wollte nicht mehr argumentieren, sondern nur noch anklagen: ‚Alles Lüge!’“ Es ist mehr als erstaunlich, daß Sie als Bundespräsident, von all dem, was Deutsche von den Alliierten und den Sowjets erleiden mußten, nunmehr schweigen und statt dessen ausschließlich Deutsche als Täter beschimpfen. Was ist denn nun „alles Lüge“? Das, was Sie damals in Ihrer Autobiographie schrieben, oder das, was sie heute als Bundespräsident von sich geben?? Die Antwort mögen Sie sich selber geben, angesichts der wenigen Beispiele, die ich nachfolgend anführe.
Erstes Beispiel: Anlässlich des 75. Jahrestages des Kriegsausbruchs zwischen Deutschland und Polen wohnten Sie einer Gedenkveranstaltung auf der Westerplatte bei Danzig bei. Mit Drohgebärde an die Adresse Rußlands bezüglich der Krimkrise kündigten Sie allen jenen Mächten Widerstand an, „die internationales Recht brechen, fremdes Territorium annektieren und die Abspaltung in fremden Ländern unterstützen.“ Das sagten Sie ausgerechnet auf dem von Polen 1945, durch internationalen Rechtsbruch annektiertem deutschem Territorium!! Welch haarsträubender Widerspruch aus dem Munde eines Bundespräsidenten!
Zweites Beispiel: Am 3. August 2014 nahmen Sie, gemeinsam mit Ihrem französischen Amtskollegen Francois Hollande, an einer Gedenkfeier am Hartmannweilerkopf im Elsaß teil – zum 100. Jahrestag einer verlustreichen Schlacht im I. Weltkrieg. Auch hier konnten Sie es nicht lassen, in deutschem Namen geschichtliche Unwahrheiten, natürlich wieder zulasten Deutschlands, von sich zu geben, als Sie verlauteten: „Nachdem Deutschland im Ersten und Zweiten Weltkrieg Frankreich überfallen hat …“ Dabei weiß jeder halbwegs geschichtlich Belesene, daß im II. Weltkrieg Frankreich Deutschland den Krieg erklärte, und nicht umgekehrt.
Drittes Beispiel: Ob in Tschechien bei Ihrem Amtsantritt oder bei Ihrem dortigen Staatsbesuch im letzten Jahr – stets tönten Sie selektiv von den „Verbrechen der Nazis“, die aber „mit der Vertreibung der Deutschen nicht vermischt werden dürfen“ („Abendzeitung“ 11. 10. 2012), beschworen „Schuld und Verbrechen der Nazi-Besatzung“ („Passauer Neue Presse“ 7. 5. 2014), verschwiegen aber beharrlich die Verbrechen, die die Tschechen seit 1918 (!) an Deutschen verübt haben (Massaker in Kaaden und anderen sudentendeutschen Städten), samt des Vertreibungs-Genozids mit 250.000 erschlagenen Sudetendeutschen und über 3 Millionen Ostdeutschen. Ich selbst bin Überlebender dieses ungesühnten Verbrechens und empfinde Ihr Verhalten, Ihre Geschichtsklitterung, unerträglich. Und obwohl die Benesch-Dekrete – qualitativ vergleichbar mit den Nürnberger Rassegesetzen – nach wie vor von den Tschechen nicht zurückgenommen werden, reden Sie munter von „Verständigung und Versöhnung“, und nehmen somit die Interessen der Vertreiber wahr.
Aber auch in der Gegenwart lassen Sie kein Thema aus, um sich als Anwalt der Ausländer zu präsentieren. Berüchtigt wurde Ihre Weihnachtsansprache 2013. Da sprachen Sie mit Recht die willkürliche Gewalt in U-Bahnhöfen und Straßen gegen unschuldige Menschen an, jedoch die Tatsachen völlig verdrehend: „nur weil sie schwarze Haare und eine dunkle Haut haben.“ Damit haben Sie die Fakten schlicht auf den Kopf gestellt, was einer Verleumdung und Verunglimpfung der deutschen autochthonen Menschen gleichkommt. Oder sollte Ihnen die Tatsache verborgen geblieben sein, daß die Gewalt- und Mordrate von Ausländern an Deutschen viel höher ist als umgekehrt?
Sie an alle Ihre unmöglichen, das deutsche Volk beleidigenden Auftritte zu erinnern, würde den Rahmen dieses Briefes sprengen, doch mutet es schon seltsam an, wenn ausgerechnet Sie deutsche Patrioten ungestraft als „Spinner“ beschimpfen dürfen. Nach § 90 StGB ist die „Verunglimpfung des Bundespräsidenten“ eine Straftat. Hier erhebt sich für mich die Frage, warum „Verunglimpfung durch den Bundespräsidenten“ keine Straftat ist. Die Antwort dürfte sein, daß den Vätern des Strafgesetzbuches gar nicht in den Sinn kommen konnte, daß sich ein Bundespräsident jemals als Verunglimpfer des eigenen Volkes aufführen könnte. Was aber ist die Ursache Ihres, einem Bundespräsidenten unwürdigen Verhaltens? In dem aktuellen Youtube-Film „Geheimakte Gauck – Compact Talk mit Klaus Blessing“1 wirft Klaus Blessing, Buchautor von „Joachim Gauck – der richtrige Mann?“ im Interview mit Jürgen Elsässer, Herausgeber des Magazins „Compact“, Ihnen vor, Sie nähmen es „grundsätzlich mit der Wahrheit nicht so genau“; in ihrer Lebensbiographie würden Sie mit „Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Verschleierungen und Unterstellungen in schlimmer Art und Weise“ arbeiten. Er wirft Ihnen „Anpassungsmentalität“ vor: „Er paßt sich immer der geltenden Macht an; das ist typisch für ihn (…) Wendehals ist fast zu wenig gesagt, das ist ein Anpassungskünstler par excellence.“ Und nach dem rechtskräftigen Urteil des Prozesses Gauck – Peter Michael von 2000/2001 am Landgericht Rostock dürfen Sie, nach den Worten des Klaus Blessing, als „Begünstigter der Staatssicherheit“ (‚Stasi‘) bezeichnet werden. Entspricht dies den Tatsachen? Und wenn ja: ist das etwa Ihre „Leiche im Keller“, die Sie zu Ihrem atemberaubenden Übermaß an „politischer Korrektheit“ zwingt?
Ein letzter Hinweis: Sie ließen mir mitteilen, „wir“ (Deutsche) „müssen“ uns angeblicher Verbrechen der deutschen Wehrmacht „schamvoll erinnern“. Ich kann Ihnen nur raten: Wenn Sie selber ein Schambedürfnis haben, dann schämen Sie sich, so lange und so viel sie wollen; aber anständigen Deutschen Scham, quasi par ordre du mufti, verordnen zu wollen, zumal überhaupt kein Grund vorhanden ist, finde ich, gelinde ausgedrückt, unanständig.
In diesem Sinne entbiete ich Ihnen meinen Gruß